Unser UNESCO-Projekttag 2022

Transformation konkret!
Internationaler UNESCO-Projekttag am MELISSANTES-Gymnasium Arnstadt

Der Internationale Projekttag der UNESCO-Projektschulen findet alle zwei Jahre am 26. April, dem Tag der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl, statt. Alle UNESCO-Schule in Deutschland nehmen an diesem Projekttag teil. Auch an unserem Gymnasium stand am vergangenen Dienstag, dem 26.04.2022, alles unter dem Motto „Transformation konkret!“.

Die Ermutigung der Lernenden zu transformativem Handeln ist eine der drei zentralen Linien des UNESCO-Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030)“. Sie sollen befähigt werden, als Individuen und gemeinschaftlich die gesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Zukunft voranzubringen. Der Projekttag am 26.April 2022 bot dabei eine ideale Gelegenheit für die gesamte Schulgemeinschaft, um sich mit dem Leitthema „Transformation“ auf unterschiedliche Art und Weise auseinanderzusetzen.

Für die Schüler der fünften Klassen stand das Kennenlernen des Namenspatrons der Schule, Johann Gottfried Gregorii, genannt MELISSANTES, im Mittelpunkt des Tages. Dazu gehörte auch eine Exkursion zu einer der Wirkungsstätten des Universalgelehrten, der Traukirche in Dornheim, in der MELISSANTES von 1733 bis zu seinem Tode 1770 als Pfarrer wirkte. Das Ehepaar Frey, das sich im „Freundeskreis zur Erhaltung der Traukirche von J.S. Bach in Dornheim e.V.“ engagiert, ermöglichte den Schülern eine spannende Besichtigung der Kirche und des dortigen Museums. Als besonderes Highlight zeigte Dr. Frey den Schülern des MELISSANTES-Gymnasiums eine Gedenktafel zum 250. Todestag des Barock-Gelehrten, die der Schule übergeben werden soll.


Herr Dr. Frey zeigt  die Gedenktafel zum 250. Todestag von MELISSANTES (Foto: Ina Hager)

Die Schüler der sechsten Klassen lernten MELISSANTES als Überlieferer von Sagen kennen und besuchten in diesem Zusammenhang das Schlossmuseum Arnstadt. Dort erfuhren sie im Rahmen einer Führung von der Museumspädagogin Evamaria Korn in der Ausstellung „Mon plaisir – mein Vergnügen“, wie das Leben zur Zeit von MELISSANTES gestaltet war. Außerdem arbeiteten die Schüler zu den UNESCO-Themen Weltkulturerbe, Kinderrechte und Umweltschutz.

In den siebten Klassen wurde die Bildung für nachhaltige Entwicklung passend zur Jahreszeit ganz konkret: In Zusammenarbeit mit dem „Naturschutzbund Deutschland“ (NABU) setzten sich die Schüler mit den Themen Tierschutz und Insektensterben auseinander. Katy Wächter von der NABU-Ortsgruppe Arnstadt sowie Petra Szigarski von der NAJU-Kindergruppe Ilmenau standen den Siebtklässlern dabei Rede und Antwort und gaben vielfältige Tipps, wie der heimische Garten bienenfreundlich gestaltet werden kann.


Schüler der siebten Klassen im Gespräch mit Katy Wächter und Petra Szigarski vom NABU (Foto: Laura Stadtmüller)

Die achten und neunten Klassen stellten sich im Rahmen des Projekttags unter anderem die Frage, was Bananen, Kiwis, Kaffee und die Nordmanntanne als beliebtester Weihnachtsbaum der Deutschen mit der Globalisierung zu tun haben, was man gegen die sozialen und ökologischen Probleme im globalisierten Handy-Markt tun kann, worin der Unterschied zwischen Fast Fashion und Slow Fashion besteht und wie Partizipation im Rahmen einer Demokratie gelingen kann. Hierzu wurden z.B. Karikaturen analysiert und selbst gestaltet sowie kurze Erklärvideos produziert.

Für die drei Klassen der zehnten Jahrgangsstufe entstand eine Kooperation mit dem „Netzwerk für Demokratie und Courage“ (NDC), einem bundesweiten Netzwerk, das von jungen Leuten getragen wird und sich für Demokratieförderung und gegen menschenverachtendes Denken engagiert. Sieben Studierende, die sich für das Netzwerk einsetzen, führten am vergangenen Dienstag am MELISSANTESGymnasium, Projekttage zu den Themen Rassismus, Antisemitismus und Klassismus durch.


„Vor Antisemitismus ist man nur auf dem Mond sicher.“ 
Eine Aussage der jüdischen Philosophin Hannah Arendt, mit der sich die 10a beschäftigte (Foto: Laura Stadtmüller)

Am Projekttag der elften Klassen waren ebenfalls externe Kooperationspartner beteiligt. So konnte im Rahmen des Projekttags der Auftakt für eine Zusammenarbeit u.a. zwischen den Arolsen Archives, der Stadt Arnstadt, der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha sowie dem MELISSANTES-Gymnasium als Partnerschule geschaffen werden. Die Gothaer Stiftung ruft Mitte Mai ein partizipatives, ästhetisches Erinnerungsprojekt zur Entwicklung eines virtuellen Erinnerungsortes für die Opfer des Konzentrationslagers Ohrdruf ins Leben. Entsprechend des Gedankens „Jeder Name zählt“ gilt es dabei, gemeinsam nach den Namen und biografischen Spuren von insgesamt etwa 20000 Häftlingen zu suchen. Der Projekttag bot den Schülern dabei drei verschiedene Workshops, die im Rotationsprinzip durchlaufen wurden.
Frau Dr. Ramona Bräu von den Arolsen Archives (aufgrund von Krankheit online zugeschaltet) stellte mit Unterstützung von Frau Berit Fischer, Referentin des Staatlichen Schulamts Westthüringen, die Archive sowie das Projekt #everynamecounts vor, das es sich zum Ziel gesetzt hat, den Verfolgten des Nationalsozialismus ein digitales Denkmal zu errichten, damit auch zukünftige Generationen sich an die Namen und Identitäten der Opfer erinnern können. Außerdem hatten die Schüler die Möglichkeit, selbst an digitalen Quellen zu arbeiten und dabei z.B. ihre eigene Heimat in den Mittelpunkt der Recherche zu stellen.
Mit der Region ging es dann auch im zweiten Workshop weiter. Hier richtete Herr Jörg Kaps von der Stadt Arnstadt gemeinsam mit den Schüler den Blick auf den Standort unserer Schule und das Leben jüdischer Familien aus Arnstadt. Herr Dr. Christoph Mauny von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha stellte den Schüler das rahmende Ohrdruf-Projekt in einem interaktiven Workshop mit der Methode des biografischen Lernens vor.


Einblick in den Workshop zum biografischen Lernen (Foto: Babette Renner)

Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie und all den damit verbundenen Einschränkungen, die auch vor dem Schulbetrieb nicht Halt gemacht haben, kann der diesjährige UNESCO-Projekttag unter dem Motto „Transformation konkret!“ am MELISSANTES-Gymnasium als voller Erfolg bezeichnet werden. Transformationsprozesse wurden angestoßen und werden sicherlich auch die kommenden Wochen und das neue Schuljahr ab September 2022 prägen.